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„Eine ausufernde Verspargelung der Landschaft durch immer höhere Windkraftanlagen“, erklärt Seehofer, bedroht „das über Jahrhunderte gewachsene typisch-bayerische Landschaftsbild“ – http://www.sueddeutsche.de/bayern/erneuerbare-energien-csu-bremst-die-windkraft-aus-1.1862227. Das dürfe man „auf dem Altar des energetischen Förderwesens opfern“, hieß es im Kabinettsbericht. Das ist vermutlich einer der seltenen Momente, in denen ein CSU-Politiker Tradition in Gegensatz und sogar über Religion stellt, zumindest sprachlich. Wenn es sprachlich so hoch hergeht, stehen nicht reale Probleme im Zentrum der Überlegungen. Dann geht es wieder einmal um einen Machtanspruch. Es geht darum, zum einen zu zeigen: „Bayern ist schön – und soll es bleiben!“, beides natürlich nur dank CSU und Seehofer. Zum anderen will er den Chef rauskehren: nur er weiß angeblich, was das Volk will, und nur er kann das auch durchsetzen.

Wer hat die Mehrheit?
Da spielt es keine Rolle, dass die Schönheit Bayerns nicht bedroht ist und er vom Volk nur die lautesten Schreier hört. Da ist es egal, dass er die vielen, auch aus seiner Partei, vor den Kopf stößt, die in den Kommunen fleißig, aber still an der Energiewende und dem Ausbau der Windkraft arbeiten. Wenn es in den Dörfern bereits Gräben gab zwischen den Befürwortern und Gegnern, hat Seehofer sie mit seinem einsamen Beschluss und der Missachtung der Rechtslage erst richtig aufgerissen. Seine Art Politik, „nicht gegen die Bürger“ zu regieren, führt er so völlig ad absurdum: Denn wenn es Gegner und Befürworter gibt, schlägt sich der Staat einseitig auf eine Seite. Interessanter Weise besagen alle Umfragen, dass eine große Mehrheit für den Ausbau der Windkraft eintritt: TNS Infratest beispielsweise nennt 87 Prozent (BSZ 25.10.13). Da spricht doch alles dafür, die Menschen auch vor Ort entscheiden zu lassen, wie sie künftig ihre Energieversorgung sichern wollen.

Wissen hilft
Besonders aufschlussreich ist: „Bei den Befragten, die schon eine Anlage in der Nähe haben, ist die Zustimmung erkennbar höher als bei denen, die einen Stromerzeuger nur aus der Ferne kennen.“ („Die Bayern bewerten laut einer Studie Ökostrom-Anlagen durchaus positiv“, SZ 17.10.12) „Wer erst einmal weiß, womit er es zu tun hat, ist nicht mehr so leicht dagegen.“ Warum ist dagegen, wer das nicht weiß? Positiv ist ja, dass jetzt überhaupt mal über die Schönheit und die Beeinträchtigung von Landschaftsbildern gesprochen wird, nachdem das jahrzehntelang überhaupt kein Wert war, auf den Regierung oder CSU Rücksicht genommen hätten. Allerdings ist heute keine pauschale Ablehnung oder Befürwortung, sondern eine konkrete Abwägung in jedem Einzelfall nötig. Wer Windkraft und schöne Landschaft von Haus aus in unversöhnlichen Gegensatz stellt, hat keine ästhetischen Gründe.

Glaubenskrieger Seehofer
Wenn Seehofer sich für den „Schutz der Landschaft“ ausspricht, aber problemlos das Isental und andere schönen Gegenden von Straßen, Startbahnen und Gewerbegebieten zerstören lässt, ist das natürlich scheinheilig. Vor allem aber ist es entlarvend, denn es zeigt, dass er jede andere wirtschaftliche Aktivität für wichtiger hält als die Windkraft. Absurd ist auch, dass er „Verschandelung“ und „Zerstörung“ gleichsetzt. Noch absurder, dass er die unwiderrufliche materielle Zerstörung von Landschaft aus wirtschaftlichen Gründen in Kauf nimmt, eine mögliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes aber vehement und pauschal ablehnt. Wer vernünftig handeln will, muss im konkreten Fall abwägen. Es gibt keinen Freibrief für Landschaftszerstörung und nicht mal einen für Landschafts-„Verschandelung“. Aber es gibt auch keine Landschaft, die zu „schön“ wäre für jede Veränderung. Es gibt genügend Beispiele dafür, dass Windräder sogar die Besonderheit einer Landschaft betonen können.

„Aus der Region, für die Region“
Damit ist auch schon eine erste Voraussetzung für eine gelungene Einfügung von Windmühlen in die Landschaft genannt. Es geht einmal um objektive Voraussetzungen, also um die Charakteristika der jeweiligen Landschaft, aber es geht auch um die Perspektive des Betrachters. Landschaften sind das Ergebnis einer über Jahrhunderte erarbeiteten Umgestaltung und Neuordnung der Natur. Dadurch wurden ihre Elemente faktisch auf unseren Nutzen und perspektivisch auf unser Auge ausgerichtet. „Wir“ spiegeln uns in unserer Landschaft, erkennen uns darin wieder. Der Anblick einer schönen, kleinbäuerlich geprägten Landschaft sagt mir: Unsere Arbeit, unser Brot, unsere Heimat. So ist mir auch eine Windmühle ein prinzipiell positiver Anblick. Er sagt mir: Unser Strom, unser Geld und unsere Wertschöpfung, unsere Eigenständigkeit und regionale Stärke. Mir persönlich reicht da schon eine ideelle Beteiligung, andere haben es lieber konkreter.

Unsere Windmühle, unsere Landschaft
Teilhabe und Mitbestimmung sind gute Voraussetzungen für Akzeptanz und Identifikation. Florian Heidtmann („Partizipationsmöglichkeiten für Bürger und Kommunen an der Windenergie“, Berlin 2013) sagt etwas verschwurbelt, aber richtig: „Im Mittelpunkt der Akzeptanz steht das Gerechtigkeitsmotiv, welches die distributive und prozedurale Gerechtigkeit umfasst.“ Das bedeutet, die Menschen wollen mitreden, was in ihrer Heimat gemacht wird und wie. Sie wollen gegebenenfalls auch selber mitverdienen oder ihre Gemeinde profitieren lassen. Vor allem aber „muss die Implementierung von immateriellen Partizipationsmöglichkeiten bereits zum Anfang des Projekts vorgenommen werden, um die anfängliche lokale Skepsis gegenüber dem Projekt frühzeitig abzubauen.“ Eine Entscheidung darf es nur mit Einverständnis vor Ort geben. Dafür lohnt es sich, zu kämpfen und dafür zu sorgen, dass Mitsprachemöglichkeiten und Nutzen gegeben sind, so dass sich die Bürgerinnen und Bürger nicht bevormundet fühlen und nicht als „Betroffene“, sondern als Beteiligte.

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Die CSU, namentlich Seehofer, hat das neue Kabinett nicht allein nach der vermeintlichen Attraktivität der Figuren für die bayerische Wählerschaft besetzt. Mindestens so wichtig war für den innerparteilichen Frieden der sogenannte „Regionalproporz“. Der sorgte dafür, dass Leute in höchste Ämter kamen, denen man nicht mal Jobs auf mittlerer Höhe wie etwa den Vorsitz eines Ausschusses zutrauen würde. Einige von denen sind mit Recht unbekannt. Aber sie kommen halt aus einem Regierungsbezirk, in dem gute Leute heute offenbar nicht mehr so gern zur CSU gehen. Statt das als so unsinnig zu kritisieren, wie es ist, wird diese Unsitte von Journalistinnen und Journalisten mit Einfühlung und Verständnis akzeptiert oder bestenfalls als regionale Marotte belächelt.

Insel der Glückseligen
Dabei wirkt sich das Prinzip, das sich in diesem Proporz ausdrückt, verheerend auf unsere Demokratie und die Zukunft unseres schönen Bayern aus. Es ist in kleinerem Maßstab dasselbe Prinzip, mit dem Seehofer auch die Wahlen gewonnen hat: die Verteidigung des Territorialstaats. Die Suggestion lautete: „Bayern = CSU = Wachstum + Isolation = Insel der Seligen“. Mag auch das restliche Europa in tiefen Krisen stecken, massiv an Wohlstand verlieren, die Welt außerhalb mit Katastrophen kämpfen, uns geht’s gut, wir haben dank CSU keine Sorgen. Deshalb werden überall die Grenzen geistig – und an der Außengrenze Europas auch materiell – hochgezogen, um die schon Daseienden gegen unerwünschte Zuzügler zu schützen. Die „Heimischen“ sollen generell privilegiert werden.

Mia san mia
Das gilt nicht nur nach außen. Die CSU geht da deutlich weiter als rechtspopulistische Parteien in Europa. Stolz auf die eigene Gruppe, abwertende Abgrenzung gegen fremde. Aber die CSU hat die Abgrenzung in der Gesellschaft selber vollzogen und eine Mehrheit gebildet, indem sie Minderheiten davon ausgegrenzt. Erst durch die Ausgrenzung von angeblichen Ausländern, Grünen, oder sonst wie Abweichenden hat sich eine „Mia san mia“-Mehrheit, die frühere Mehrheit der CSU, bilden können. Der Landsberger Landrat hat das mal auf den Punkt gebracht: „Da kommen die Fremden an den Ammersee, bauen sich schöne Häuser und dann rennen sie zu den Grünen und wollen ihre Forderungen nach Ruhe durchsetzen lassen.“ Nur wer „immer“ schon da war, hat das „Hausrecht“, alle anderen sind demnach „Zu-gereiste“ oder „Zu-wanderer“ – und damit Bürgerinnen und Bürger 2. Klasse.

Territorialkämpfe auf kleinster Fläche
Borniert waren auch schon andere Generationen vor uns. Der Lokalpatriotismus, dem wir alle gern verfallen, hat auch unselige Seiten, und der Kampf gegen die Nachbargemeinde, je näher sie liegt, desto heftiger, Tradition. Aber jetzt gründen sich Bürgerinitiativen, um über Gemeinden des eigenen Landkreises herzufallen. „Windkraftgegner formieren sich. Hauptkritikpunkt ist die ungerechte Verteilung“, schreibt die Brucker SZ: „Als Hauptargument wird angeführt, dass die Westgemeinden mit Windrädern vollgestellt werden sollen, während der Osten geschont wird.“ Ganz abgesehen davon, ob Windräder wirklich so schlimm sind: Wie borniert muss man sein, wenn die Hauptfrage ist, ob „die“ besser wegkommen als „wir“? Das ist heute die Standardfrage, besonders wenn es um Hilfsbedürftige geht. Nur den wirklich Reichen stellt die Frage niemand.

Teufelskreis der Borniertheit
Die bornierte Regional- und Abschottungspolitik ist ein Selbstläufer. Denn die CSU schafft seit Stoiber permanent die Voraussetzungen dafür. Ihre Politik verfährt einerseits nach dem Motto „Wer hat, dem wird gegeben“, d.h. dass soziale wie regionale Ungerechtigkeiten weiter verschärft werden – http://gruenlink.de/n7t. Andererseits ist sie geprägt durch formelle, den Schein wahrende, aber inhaltlich entleerte Politikverfahren. Mitspracherechte der Bürgerinnen und Bürger sind vorwiegend theoretischer oder repräsentativer Natur. Deshalb kann die Brucker SZ kommentieren, „dass die Gegner nicht nur ihre Sorge um Natur, Landschaftsbild und Lebensqualität umtreibt, sondern dass sie auch jedes Vertrauen zur Planung und zu den Verantwortlichen verloren haben“. Die zunehmende Zentralisierung der Regierungsgewalt, die finanzielle Aushöhlung vieler Kommunen, die dadurch immer weniger Gestaltungsspielraum haben, „Verwaltungsreformen“, die vor allem dazu dienten, den vorher relativ autonomen Fachbehörden zu zeigen, wo der Bartel den Most holt: das alles unterminiert regionale und fachliche Eigenständigkeit.

Regionen im Abseits
Es gibt nicht nur ein drastisches wirtschaftliches Gefälle, sondern gravierende Unterschiede in Sterblichkeit, Krankheitsrisiken, Lebenserwartung, Bildungsniveau und Lebensfreude insbesondere zwischen den bayerischen „Metropolregionen“ und der ländlichen Peripherie –
http://gruenlink.de/n7u. Eine vom Landwirtschaftsministerium 2006 in Auftrag gegebene SWOT-Analyse spricht von einer „Schere zwischen Stadt und Land“: „Sowohl die strukturpolitische Fokussierung auf Metropolregionen als auch die weitgehende Vernachlässigung des ländlichen Raums in der Diskussion um zukunftsträchtige ‚Cluster-Landschaften’ hat bislang kaum positive (Wachstums-)Signale für strukturschwache Regionen geboten.“ Das war also damals schon das Eingeständnis, dass die Politik, die vor allem Stoiber vorangetrieben und Seehofer fortgesetzt hat, vor allem Boombranchen und Boomregionen zu fördern, logischer weise dazu führt, die restlichen Bereiche abzukoppeln.

Gerechtigkeit statt Neid
Auch die schräge „Beutekunst“-Debatte, die immer wieder aufflackert, ist ein Reflex auf nicht mehr zu übersehende regionale Ungerechtigkeiten. Aber es ist so verquer wie schwierig und wenig zielführend, definieren zu wollen, was beispielsweise „fränkische“ Kunst ist. Wir müssen um unser selbst willen, und nicht vergangener Ungerechtigkeiten wegen, heute für Gerechtigkeit sorgen. Dass die Regionen in Bayern ihren Reichtum nicht entfalten, für sich selbst zu wenig wahrnehmen können, dass wir den Zugang zu öffentlichen Reichtümern überall in Bayern offen und sinnstiftend ermöglichen müssen, vor allem aber, dass wir die politischen Machtverhältnisse in Bayern demokratischer gestalten müssen – das alles braucht keine Begründung aus der Vergangenheit, sondern das versteht sich von selbst, ist in heutigen demokratischen Werten begründet. Statt uns in eine bornierte, interessengeleitete Neiddiskussion mit wildgewordenen Kleinbürgern einzulassen, müssen wir endlich eine weltoffene, aufgeklärte, Interessen transparent offenlegende Gerechtigkeitsdebatte führen.

Die CSU schwankt derzeit zwischen wieder entdeckter alter Arroganz und nie gespürten Angstanfällen. Das war am Plenartag letzte Woche geradezu körperlich zu fühlen. Niemand kann heute sagen, wie die Wahlen in einem Jahr ausgehen werden. Aber klar ist heute schon, dass es nicht viele Veränderungen im Verhalten der Wählerinnen und Wähler braucht, damit es zu erheblichen Auswirkungen kommt. Weil ihr die jüngsten Prognosen in Aussicht stellen, dass sie auch mit deutlich weniger als der Hälfte der abgegebenen Stimmen eine absolute Mehrheit erringen könnte, hat die CSU wieder Blut geleckt. Dazu reicht, dass die Piraten und die FDP den Einzug in den Landtag gerade so verpassen. Aber die alte 50+-Arroganz, die erstmals seit längerer Zeit wieder mit Händen zu greifen war, wird vor allem auch dadurch befeuert, dass das der GAU der CSU, der absolute worst case, diesmal nicht als völlig absurd von der Hand zu weisen ist: der Verlust der Regierungsbeteiligung. Horribile dictu: die Opposition droht.

Eine CSU ohne Regierungsbeteiligung ist eine tote CSU

Die CSU steht vor der Alternative: Alles oder nichts. Mag die Wahrscheinlichkeit des Nichts noch so klein sein, wären die Auswirkungen des GAU auch hier verheerend. Wenn die CSU etwas weiß, dann dass sie ihre ganze Existenzberechtigung und ihre Jahrzehnte währende Sonderrolle der immer währenden Regierungsführung in Bayern verdankt. Dass sie als „eigenständige“ Partei jede Landtagswahl, ob im Saarland oder in Mecklenburg-Vorpommern, kommentieren und in der „Elefantenrunde“ des öffentlichen Fernsehens auftreten darf, dass sie auf Bundesebene im Koalitionsausschuss vertreten ist, wenn die Union mitregiert, dass sie also extrem überproportional Einfluss hat, das alles ist ihrer Sonderrolle in Bayern geschuldet. Fällt die Regierungsführerschaft in Bayern, droht alles andere auch zu verfallen. Wenn sie der Union nicht mehr diesen Extraprofit beibringen kann, gibt es keinen Grund mehr für die CDU, zu dulden, dass ihr eine Regionalpartei permanent auf der Nase herumtanzt. Dann droht die Gefahr der Eingliederung, der bayerische CDU-Landesverband.

Machtpolitische Asymmetrie: Existenzangst gegen vage Hoffnungen

Das ist ein katastrophales Szenario für die CSU, deutlich schlimmer als die zu erwartenden erheblichen inneren Verwerfungen, die eine weitere Niederlage mit sich brächte. Schon die letzte von 2008 mit dem relativ kleinen Machtverlust hat ja ruckartig die alte Führungsspitze weggeweht und den gar nicht kandidierenden, parteiinternen Außenseiter Seehofer an die Macht gebracht. Die CSU wird also ganz anders kämpfen als alle anderen Parteien. Dafür wird sie alle Register ziehen und auch keine schmutzigen Tricks auslassen. Denn bei ihr allein geht es um die Existenz. Das ist der Grund, warum sie alle Kräfte auf den Kampf um Bayern konzentriert, wie mit dem Aufgebot von Aigner. Dafür gibt sie die Peripherie, nämlich die Bundesebene, ohne Zögern an machtpolitische und mediale Totalausfälle wie Ramsauer und Friedrich preis. Das ist der Hauptgrund, warum – trotz ihres großen strukturellen Vorsprungs – ihre Ängste größer sind als die Hoffnungen der Oppositionsparteien.

Unvorstellbar: Bayern ohne CSU?

Unser schönes Land ohne sie, für die CSU ist das logischerweise tatsächlich nicht vorstellbar. In der Bevölkerung allerdings gibt es da offenbar schon mehr Phantasie. Immerhin will sich eine deutliche Mehrheit schon nicht mehr vorstellen, dass die CSU allein regieren könnte. Und 15 von 16 Bundesländern kommen locker ohne eine derartige Provinz- und Regionalpartei aus. Ich hab nur so ein dumpfes Gefühl, dass sich auch die Oppositionspolitikerinnen und -politiker das nicht wirklich vorstellen können: dass es ganz gut auch ohne CSU geht. Vor allem aber: dass der Tag schneller kommen kann, als man glaubt – etwa so schnell und überraschend wie der Fall der Mauer. Wie viel Phantasie braucht man denn, um sich das vorzustellen?

Bayern braucht keine Provinzpartei

Nur wer die CSU als immer während gegeben ansieht und als übermächtig, kann sich heute schon in mögliche Koalitionsspekulationen verstricken. Viele, die der CSU tatsächlich ein bisschen ihrer Macht streitig machen wollen, können sich noch gut vorstellen, dass die auch diesmal wieder nicht die alleinige Mehrheit erreicht, also auf einen Koalitionspartner angewiesen sein wird. Umgekehrt ist es nicht leicht, sich vorzustellen, wie aus diesen so unterschiedlichen Fraktionen, die heute in der Opposition und morgen möglicherweise in der Mehrheit sind, eine handlungsfähige Regierung entstehen soll. Es ist also verständlich, dass jede einzelne sich ein Hintertürchen offenhält und damit liebäugelt, eventuell von der CSU als Partnerin auserkoren zu werden. Das geschieht aber nur, weil sie die CSU für gott- oder sonst-wie-gegeben halten. Dabei müsste die Aussicht, die der große Schrecken für die CSU ist, sie gleichermaßen beflügeln und alle Kleinlichkeiten beiseiteschieben lassen: die große Chance, Bayern parteipolitisch endlich zu normalisieren.