Weil die Provinz Provinz ist, bleibt sie auf ewig Provinz. Da kann sie machen, was sie will. Und wenn man in einem „Dorf am Rande der Republik“ aufsehenerregende Baukunst findet, kann es nur ein „Meteorit der Hochkultur“ sein, meint http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Konzerthaus_in_Blaibach_von_Peter_Haimerl_4099123.html?source=twitter. Denn „viel Leben erwartet man hier nicht“. Deshalb können solche Zeugnisse der „Hochkultur“ ja wohl nur vom Himmel gefallen und im Nichts eingeschlagen sein.
Bodenbürtige Baukunst
„Man“, das ist „(sb)“. Und man ist so sehr davon überzeugt, dass „weitab von jeder Großstadt“, wo man über das hochkulturelle Monopol verfügt, nichts zu finden sein kann, dass man den eigenen Beobachtungen nicht glaubt. Selber schreibt man nämlich, dass „hier erst der Inhalt, und zwar in Form des Musikfestivals Kulturwald“ war, vor der spektakulären Bauform. Und dass diese gerade deshalb so spektakulär ausfallen konnte: weil sie „aus der Gemeinschaft heraus entstanden ist, mussten hier endlich einmal keine Kompromisse in Kauf genommen werden“. Der Betonkubus bohrt sich nicht in die ländliche Erde, er wächst vielmehr aus ihr heraus.
Globale Zeiten
Es ist offenbar nicht nur für die bayerische, seit über 200 Jahren auf bürokratischen Zentralismus geeichte Regierung schwer zu begreifen, dass sich die Zeiten geändert haben. Wenn faktisch global Gleichzeitigkeit und gewissermaßen Ubiquität hergestellt werden kann, sind nur die Orte abgelegen, die wortwörtlich den Anschluss verpassen und auf andere nicht lukrativ und vernutzbar wirken. „Provinz“ im alten Sinne stirbt aus. Weltmarktführer wie Höchstqualifizierte können sich heute an allen Orten dieser Republik befinden. Der gönnerhafte, herablassende Blick aus den Provinzhauptstädten auf ihr eigenes Umfeld, an dem man früher Provinzstädte leicht erkennen konnte, hat sich überholt.